Meisterschüler Willi Baumeisters

 
   

 
 
Das Manifest
 

Walter Blümel schrieb sein persönliches Künstlermanifest, aus dem an dieser Stelle einige wertvolle Zeilen veröffentlicht werden:

Jeder Künstler schafft auf seine Weise Schönheit, womit sein persönliches Leiden erträglicher wird. Denken und Malen sind Lebensformen, wie Essen und Trinken.

In der Malerei gibt es viel Verschleierung, wird vieles umhüllt. Im Zeichnen wird enthüllt. In den Bemühungen nicht nachlassen, denn jede Schwäche macht noch schwächer.

Bedeutende Dinge sind nicht die, die wir erträumen, es sind die, die sich ereignen. Im künstlerischen Tun ist Planung zwar Voraussetzung, aber nicht allein wichtig für ein lebendiges Ereignis an der Arbeit. Am Leben sterbe ich öfters. Oft lebe ich erst beim Malen.

Während der Arbeit gibt es Momente der Hilflosigkeit und Verunsicherung. Auch Augenblicke neuer Erfahrung. Immer bleibt das Malen ein Abenteuer, ohne Ziel und Ende.

Unter den Menschen gibt es zwei Arten von Freiheit: In der Öffentlichkeit sind es die Reichen und Mächtigen, in der Zurückgezogenheit sind es die Künstler und Mönche.

Sich selbst finden: vom Naheliegenden ausgehen, ins Unbekannte vorstoßen.
Meine körperlichen Schäden sind Hindernis für eine große Lebenserfüllung, den Sprung in die Mitte des Marktes erreiche ich nie.

Die stillen Bilder haben es in sich . Die lauten Bilder haben es auf sich. Das Verhalten des stillen Bildes fordert den Betrachter zur Besinnung auf. Das laute, das dekorative Bild täuscht in seiner Oberflächlichkeit dem Betrachter Substanz vor, die es nicht besitzt. Knallige Bilder befriedigen das Auge. Wer Anspruch stellt auf Substanz, Qualität, Verdichtung, findet das mehr im verhaltenen Bild.

Neben den Bildern, die eine verhaltene oder Laute Sprache sprechen, gibt es die sprachlosen Bilder. Diese wenden sich weder an unser Auge, noch geben sie etwas unserem subtilen Empfinden.

In die unterste Gruppe fallen jene Bilder, die mit masslosen Ansprüchen, falschem Ehrgeiz fahrlässig entstehen. Diese Bilder sprechen eine falsche Sprache, die jeden Kenner stumm macht.

Es gibt eine bloss zum Konsum bestimmte Malerei und es gibt eine Konsumhaltung gegenüber jeder Malerei. Und es gibt eine nicht für den Konsum gemachte Malerei.

Verfremdung im Bild zerstört nicht alte Ordnungen. Für junge erwachsene Künstler bedeutet Verfremdung Neubelebung altersmüder Gedanken. Mit dem Verfremdungswillen zu malen glaubt man die Gegenwart am besten fassen zu können, sich ihrer ansichtig zu werden.

Die besondere Vielschichtigkeit unserer Gegenwart, die uns auch betroffen macht, will der Künstler durch sein Kündenmit seinen Verfremdungsideen erträglicher, verständlicher und menschlicher machen.

Schon hat eine aufgeweckte Künstlerschaft alle Kunststile der Vergangenheit in ihre Arbeit aufgenommen. Vermischte Stilformen und eine enorme Motivvielfalt beginnen unseren Kunstgeist zu verwirren. Es ist zu vermuten, dass Künstler und Kunstbetrachter einen neuen Orientierungspunkt im "Einfachen" finden werden.

Für meine Kunst ist es die Aufgabe die Lebendigkeit des allgemeinen Lebens in seiner Vielfalt, in besonderer Kunsteinfachheit darzustellen.

Unsere Vorstellungen, die wir haben, hängen meistens mit Wünschen zusammen, die nachher nie ganz erfüllt werden.

Kunst kommt nicht von Können, Kunst kommt von Wünschen und Vorstellungen, von Einsichten, kommt aus Unbewusstem, aus Träumen. Kunst macht Wunder.

 

 


 
     
 
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